Hybride Sport- und Bewegungswelten in der postpandemischen Stadt (HYSUB): Heranwachsende zwischen virtuellen Angeboten und urbanen Aktivitäten
VHW Stiftung
HYSUB: Hybride Sport- und Bewegungswelten
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2022 – 2023

Thema

Die eingeschränkte Bewegungsfreiheit während der Covid-19-Pandemie hat gezeigt, dass wohnungsnahe Freiräume – vom Balkon bis zum Stadtpark – insbesondere für Heranwachsende ein besonderes Potential für das Sozialleben und die Gesundheitsprävention darstellen. Gleichzeitig verstärkt diese Lernerfahrung das gesamtgesellschaftliche Bewusstsein, dass nicht nur der institutionalisierte Sport als Stabilitätsfaktor der Gesundheit, des sozialen Zusammenhalts und wichtiger Entwicklungsfaktor für Heranwachsende gilt. Deshalb gewinnen unorganisierte Sport- und Bewegungslandschaften und informelle Sport- und Bewegungsangebote in urbanen und virtuellen Räumen weiter an Bedeutung: Einerseits erleben Spiel-, Skateplätze, Laufstrecken, Wiesen sowie Fitness- und Calesthenicsparks für individuelle Bewegungsaktivitäten eine hohe Nachfrage. Andererseits werden virtuelle Trainingsprogramme und nomadisierende Trainingsgruppen von jungen Abonnierenden stark nachgefragt. Nachbarschaftliche Initiativen und Sportbegeisterte gründen virtuelle Netzwerke und nutzen vielfältige Plattformen. Abseits von institutionellen Anbietern erscheinen die hybriden Sport- und Bewegungsnetzwerke als fluide Settings öffentlicher Orte und niedrigschwelliger Sportgemeinschaften, die ein neues Zusammenspiel von online, offline und hybriden Räumen konstruieren.

 

Projekt

Das Forschungs- und Kooperationsprojekt analysiert die Neuorganisation von Bewegungsaktivitäten und Stadträumen mit Akteuren aus der Plattformökonomie, Sportunternehmen, Verwaltungen und Zivilgesellschaft. Seit der Pandemie werden insbesondere grundlegende Parameter der städtebaulichen Entwicklung (z. B. Dichte, Mischung, kurze Wege, Freiräumqualitäten) neu verhandelt, wobei Gesundheitsprävention, Infrastruktur und Multicodierung von Flächen eine besondere Rolle einnehmen, wenn sozialen und räumlichen Ungleichheiten planerisch begegnet werden soll. Ziel ist es, die Raumwirksamkeit der Digitalisierung in den Blick zu nehmen und hybride Raumsettings innerhalb vielfältiger Wohnstrukturen der Innenstadtbezirke Berlins zu erschließen. Parallel zur Beschreibung des transdisziplinären Forschungsbereichs „Hybride Sport- und Bewegungswelten in der Stadt“ für die Planungs- und Raumwissenschaft gründet das Projekt ein Netzwerk unter dem Titel „Hybrid Sport Berlin“ mit regelmäßigen Stakeholdertreffen. Ausgehend von digitalen Netzwerken werden Sport- und Bewegungsräume Heranwachsender und deren stadträumliche wie virtuelle Settings anhand der folgenden Fragen untersucht:

  • Welche Räume werden von digitalen Sport- und Bewegungsnetzwerken angeboten bzw. genutzt?
  • Wie erleben Heranwachsende selbstorganisierten Sport in urbanen Stadträumen? Welche Medien, Flächen und Infrastrukturen werden online, offline und hybrid beansprucht?
  • Wie können wohnraumnahe Freiräume in unterschiedlichen Stadtstrukturen (z. B. Zeilenbau-, Großwohnsiedlung, Gründerzeitquartiere) für hybride Settings weiterentwickelt werden?

 

Insbesondere für junge Menschen wollen wir nicht nur die zwingend geografisch gebundenen Sportwelten lokalisieren, sondern auch einen Beitrag leisten die alltäglichen Sporterlebnisse der eher informellen Lebenswelt zu identifizieren. Nicht zuletzt sollen dabei stadtgestalterische Aspekte der Freiraum- und Quartiersplanung, Planungskonflikte sowie Betriebsmodelle diskutiert werden. Die Studie schafft damit Grundlagen zur weiteren Forschung, um Interventions- und Präventionsmaßnahmen abzuleiten. Das Projekt skizziert schließlich erste Instrumente und Empfehlungen einer sozial kohärenten und integrierten Sport- und Quartiersentwicklung.

 

Förderung

VHW Stiftung, Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V

 

Projektleitung

Dr.-Ing.  Felix Bentlin

 

Projektbearbeitung

Tilmann Teske
Annika Lesem
Bruno Quantin