Göderitzpreis: Dresden Commoning

Städtebau für kollektive Stadtproduktion

Direkt an der Elbe mit dem weltberühmten Canaletto-Blick erstreckt sich eine bedeutungsvolle Lücke in der Dresdener Innenstadt. Das industriell geprägte Konversationsgebiet ist nach jahrelangen Debatten um Partikularinteressen zum Kristallisationspunkt städtischer Gemeinwohlorientierung geworden. Im Rahmen des Johannes-Göderitz-Wettbewerbs sollen städtebauliche Entwürfe gezielt dieses Spannungsfeld aufgreifen und radikale Alternativen zu bestehenden Planungen für das innerstädtische Quartier entwickeln. Ziel ist es, den heutigen und zukünftigen Dresdenerinnen und Dresdener eine Vielfalt an gemeinwohlorientierten Zukunftsszenarien anzubieten.

Am rechten Elbufer unterhalb der Marienbrücke bieten hierfür der Alte Leipziger Bahnhof sowie der Neustädter Hafen mit der umliegenden Leipziger Vorstadt eine aufmerksamkeits- und geschichtsgeladene Kulisse, um kollektive Formen des Wohnens, Arbeitens, Lernens und der Kultur auf Grundlage gegenwärtiger Ressourcen der Stadtproduktion vorzuschlagen. Dabei werden Antworten auf die drängenden Fragen der Stadtentwicklung gesucht: Auf welche Ressourcen und Akteure können zukünftige Quartiere am Rand der Dresdener Innenstadt aufbauen? Welche Prozesse und Orte werden für kollektive Stadtproduktion benötigt? Welche Räume können im Sinne des commoning in städtebaulichen Konfigurationen vorgeschlagen werden? Wie können möglich viele NutzerInnen von den Profiten des Stadtwachstums profitieren?

Anhand von Vor-Ort-Analysen und Städtebau-Entwürfen werden Räume des commoning für das Zentrum Dresdens entwickelt. Programmatisch und städtebaulich wegweisend sollen die Entwürfe zur Debatte um städtisches Gemeinwohl beitragen und eine gemeinschaftliche Perspektive auf Stadtwachstum stärken.

1. Preis

Common & Grow

Katherine Eynon
Navneet Kaur
Laura Valverde Offermann

Auszüge aus der Begründung der Jury

“Die Verfasser widmen sich ganz der innovativen Komponente der Wettbewerbsaufgabe, nämlich der Gestaltung gemeinwohlorientierter, kollektiver städtebaulicher Entwicklungsprozesse. Sie identifizieren drei programmatisch und nach der Lage im Wettbewerbsgebiet für erste Commoning-Projekte geeignete Orte. Das Vorbild dort gemeinschaftlich agierender Stakeholder soll weitere Initiativen zur gemeinsamen Nutzung von Ressourcen – im Sinne von funktionaler und räumlicher Entwicklung – initiieren. Der schwerpunktmäßig durch Kunst und Kultur geprägte Alte Leipziger Bahnhof ist als Zentrum des Commoning-Prozesses im Wettbewerbsgebiet gedacht.

Überzeugender Kern des Beitrags sind ein Konzept für die Gestaltung des organisatorischen Rahmens für das Commoning, das Aufzeigen praktischer Mitwirkungsmöglichkeiten und der Nachweis planungsrechtlicher Instrumente, mit denen Raum für gemeinschaftliche und gemeinwohlorientierte Nutzungen gesichert werden kann. […]”

Anerkennung

Common Topia

Julian Kaiser
Yiran Zhang
Christopher Heidecke

Auszüge aus der Begründung der Jury

“Die Arbeit zeichnet sich sowohl durch die gut durchdachten Ansätze zur gemeinwohlorientierten Entwicklung der Flächen aus – es sollen Teilflächen über genossenschaftliche Modelle bewirtschaftet und bespielt werden – als auch durch einen städtebaulichen Entwurf, welcher diesen Ansatz weiterdenkt.

Hierbei werden die gemeinschaftlichen Flächen als „extrovertierte“ Zonen zur Untergliederung des Areals genutzt. Es werden bereits vorhandene öffentliche Nutzungen integriert und neue Gemeinschaftsorte – freiräumlich und baulich – geschaffen. Die einzelnen Quartiere werden hoch verdichtet, um die Gesamtwirtschaftlichkeit des Vorhabens noch abbilden zu können. […]

Die Qualität der Arbeit liegt insbesondere im dargestellten Prozess, welcher Anspruch der gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung und die vorhandene Realität gut in Einklang bringt.”

Anerkennung

The Common Formula

Nina Pfeil
Pauline Timper
Paul Strobel

Auszüge aus der Begründung der Jury

“Die Arbeit zeigt eine intensive Beschäftigung mit dem Thema des Commoning. Die VerfasserInnen legen dem Konzept eine Formel »Flächentyp + Tool + Akteur = Entwicklungsperspektiven« zugrunde. Diese erscheint zunächst Konzept bestimmend zu sein, doch bei genauerer Betrachtung wird deutlich, dass die »Common Formula« nicht konsequent weiterentwickelt ist. […]

Überlegungen zu den Typologien »der block«, »die zeile«, »floating dorf« und »mob-hub« zeigen interessante, dem Thema entsprechende Einzelideen. Dazu gehören auch die gezeigten Freiräume, wie die »bahnofstribühne«. »Common Formula« deutet eine Art Prozessgestaltung an, die suggeriert, sie würde in der Konsequenz auch Struktur und Raum des vorgeschlagenen Konzeptes beeinflussen.  […]”